Muskel- und
Gelenkschmerzen
in den Wechseljahren

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Gelenkschmerzen kommen in den Wechseljahren besonders häufig vor – vor allem in den Beinen, Schultern oder den Fingern. Schuld ist ein sinkender Östrogenspiegel, der sich auch in den Muskeln bemerkbar macht. Lesen Sie, warum Gelenk- und Muskelschmerzen in den Wechseljahren nicht ungewöhnlich sind und wie Sie Ihren Gelenken wieder auf die Sprünge helfen.

Gelenkschmerzen: Ermüdung oder Wechseljahre?

Neben Zyklusschwankungen, Hitzewallungen, Schlafstörungen oder Herzklopfen gehören auch Gelenkschmerzen (Arthralgie) zu den typischen Wechseljahresbeschwerden. Schmerzen in den Gelenken, den Beinen, Fingern, Muskelschmerzen oder diffuse Schmerzen überall sind nicht ungewöhnlich in den Wechseljahren. Manche Bewegungen fühlen sich plötzlich unrund oder belastend an und die dadurch eingeschränkte Mobilität beeinflusst wiederum die Lebensqualität. Beginnt der Tag mit Morgensteifigkeit oder vergehen erst einmal Stunden, bis wir in die Gänge kommen, ist das kein Zuckerschlecken.

Die Gelenke haben bedeutende Funktionen. Sie sorgen für Stabilität und Beweglichkeit. Im Laufe unseres Lebens leisten sie harte Arbeit – jeden Tag und auch nachts. Sie tragen, kurbeln und federn uns durchs Leben, ebenso wie die Muskeln. In den Wechseljahren lässt ihre Geschmeidigkeit, Flexibilität und dämpfende Kraft nach. Das hängt einerseits mit Verschleiß und natürlichen Alterungsprozessen zusammen, andererseits mit gravierenden hormonellen Umschwüngen und dem sinkenden Östrogenspiegel.

Eine einfache Regel lautet: Hatten Sie vor den Wechseljahren selten Schmerzen in den Gelenken, sind die Wechseljahre wahrscheinlich der Grund. Wichtig zu wissen: Bei schmerzenden Gelenken oder Muskelschmerzen können auch Entzündungen oder Krankheiten eine Rolle spielen. Gehen Sie daher bei Gelenkschmerzen immer zum Arzt. Lassen Sie Ihre Beschwerden abklären. Unser detaillierter Meno-Check-Anamnesebogen unterstützt Sie bei einer gut überlegten Vorbereitung auf den Termin und hilft Ihnen außerdem, die Beschwerden besser einzugrenzen.

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Gelenk- und Muskelschmerzen in den Wechseljahren durch Östrogenmangel

Warum treten in den Wechseljahren Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen oder Schmerzen allgemein öfter auf als in den Jahren davor? Zwei Hauptschuldige sind zu nennen: Die Hormone und das Alter.

Die Hormone, allen voran Östrogene und Gestagene wie das Progesteron, befinden sich in den Wechseljahren regelrecht im Abwärtstrend. In der ersten Phase der Wechseljahre, der Prämenopause, die bei den meisten Frauen zwischen 45 und 47 Jahren beginnt, lässt zunächst das Progesteron nach. In der zweiten Phase, der Perimenopause, mit circa 50 Jahren, auch das Östrogen. Beide Hormone, die idealerweise eine harmonische Beziehung führen, sind nicht mehr auf Augenhöhe. Erst dominiert das eine, dann das andere Hormon. Zum Zeitpunkt der allerletzten Regel, der sogenannten Menopause, mit circa 52 Jahren, gelangen beide Hormone am Tiefpunkt an.

Schematischer Verlauf
Prämeno­pause Perimeno­pause Postmeno­pause
ProgesteronÖstrogen Mitte 40 ca. 51Letzte Regelblutung
(Menopause)
52
Alter in
Jahren

Das Ergebnis dieser hormonellen Imbalance sind Wechseljahresbeschwerden mit vielen Gesichtern, da Östrogen und Progesteron wichtige Funktionen erfüllen – sowohl physisch als auch psychisch. Das Östrogen bringt Lebensfreude und Tatendrang, das Progesteron Ausgeglichenheit und Entspanntheit.

Außerdem ölt das Östrogen die Gelenke. Genauer gesagt: Es versorgt die Gelenkhäute und besonders das Bindegewebe rund um die Gelenke mit Flüssigkeit und fördert die Durchblutung. Die geringe Östrogen-Konzentration bewirkt nun eine Unterversorgung mit Flüssigkeit in den Gelenkhäuten und damit auch eine schlechtere Durchblutung. Die Folge: Das Gelenk versteift sich und wird unbeweglicher. Da Östrogene außerdem antientzündlich wirken, lässt durch ihr fallendes Level auch diese gute Eigenschaft deutlich nach. Die wohl bekannteste Folge davon: die Arthritis.

Außerdem steigt mit fortschreitendem Alter die Wahrscheinlichkeit, Osteoporose (Knochenschwund), Arthrose (Gelenkverschleiß) oder entzündliche Erkrankungen wie Arthritis zu entwickeln – auch hier haben die Hormone ihre Hände im Spiel. Damit nicht genug: Zusätzlich sinkt auch noch die generelle Schmerzgrenze, da ein ausgeglichenes Östrogenlevel schmerzdämpfende Endorphine freisetzt, die jetzt fehlen.

Für die älter werdenden Gelenke keine rosigen Aussichten – noch dazu haben Frauen ein höheres Risiko an Rheuma oder Arthrose zu erkranken als Männer. Trotzdem sind Gelenk- oder Muskelschmerzen in den Wechseljahren kein Naturgesetz. Manche Frauen bleiben verschont.

Andere Ursachen für Gelenkschmerzen können harte Stöße, bakterielle Infektionen wie Borreliose, Stoffwechselerkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Vitaminmangel, Überbelastung durch zu viel Sport, falsche Bewegungen oder Haltungen, schwere Arbeiten bis hin zu extremem Stress oder Übergewicht sein.

Schmerzen hier und da: diese Gelenke und Muskeln zwicken im Klimakterium besonders

Folgende Gelenke, Muskeln oder Muskelpartien zeigen sich in den Wechseljahren empfindlicher oder schmerzanfälliger als andere:

  • Schultern
  • Nacken
  • Rücken
  • Finger und Hände
  • Knie
  • Hüfte

Nicht immer ist klar, ob das schmerzende Gelenk auf Hormonumschwünge reagiert oder sich andere Ursachen wie Arthrose (Verschleiß), Arthritis oder andere rheumatische Erkrankungen dahinter verbergen. Grob lässt sich einteilen: Schmerzen die Knie, Hüfte oder Sprunggelenke, deutet das eher auf Gelenkverschleiß (Arthrose) hin. Entzündliche Gelenkerkrankungen (wie z.B. rheumatoide Arthritis, umgangssprachlich auch Rheuma genannt) äußern sich hingegen häufiger in den Fingergrundgelenken, den Fingermittelgelenken, den Handgelenken oder den Zehengrundgelenken.

Schleimbeutelentzündungen, die Folge starker körperlicher Belastungen, chronischer Abnutzung durch das Alter oder rheumatischer Krankheiten, machen sich vordergründing in der Hüfte, den Ellenbogen, dem Knie oder der Schulter bemerkbar.

Nicht immer ist eine klare Bestimmung möglich. Daher sind Selbstdiagnosen nicht empfehlenswert, auch wenn tausende Ratgeberseiten im Internet oder gutgemeinte Tipps von Freunden dazu verführen. Besser ist es, einen Arzt zu kontaktieren. Denn je gesicherter die Diagnose, desto exakter die Wahl der richtigen Therapie.

Wann treten die Gelenk- und Muskelschmerzen auf?

Gelenk- oder Muskelschmerzen können in jeder Phase der Wechseljahre auftreten. Sowohl in der Prämenopause zu Beginn des Klimakteriums als auch danach in der Perimenopause oder in der Postmenopause, der Zeit nach der letzten Regelblutung (Menopause).

Eine gewisse Häufung von Gelenkschmerzen ist allerdings für die Zeit der Postmenopause typisch –ab einem Alter von circa 52 Jahren bis 65 Jahren. Im Vergleich zur Anfangsphase der Wechseljahre steigt die Wahrscheinlichkeit an Osteoporose zu erkranken jetzt deutlich. 40 Prozent aller Frauen leiden in dieser Phase an Gelenkschmerzen. Die Östrogenproduktion ist jetzt am Limit. Damit fehlen dem Skelett, den Knochen, Gelenken und Muskeln essenzielle Stoffe.

Die mittlere Dauer der Beschwerden liegt bei 7,4 Jahren – davon fallen 4,5 Jahre auf die Postmenopause. Ob in dieser Zeit Gelenk- oder Muskelschmerzen auftreten, ist auch von Ihrem Lebenswandel abhängig.

Was ist mit Osteoporose, Arthrose und Arthritis?

Arthrose ist eine Verschleißerkrankung durch Rückbildung (Degeneration) der Gelenksknorpel – sie entsteht über Jahre und erscheint auf einmal wie aus dem Nichts. Arthrose ist die häufigste Ursache für Gelenkschmerzen. 40 Prozent der Frauen im Alter zwischen 55 und 64 Jahren sind davon betroffen, bei den Männer sind es nur 28,2 Prozent. Zielscheibe einer Arthrose ist häufig das Knie, gefolgt vom Rücken im Bereich der Halswirbelsäule oder der Lenden. Ein typisches Symptom für eine Arthrose ist die sogenannte Morgensteifigkeit und Schmerz bei Belastungen. Je früher man einer Arthrose den Riegel vorschiebt und sie therapiert, desto größer sind die Heilungschancen.

Arthritis ist der Begriff für eine Gelenksentzündung. Zu den Erkrankungen, die eine Gelenksentzündung auslösen können, zählen beispielsweise Rheuma, Gicht, bakterielle oder virale Infektionen (z.B. Borreliose oder Hepatitis B). Schmerzen durch Arthritis äußern sich bei Rheuma häufig an den Fingern, Händen, den Zehen oder der Wirbelsäule im Bereich von Hals und Hinterkopf. Gicht manifestiert sich zunächst am Grundgelenk des großen Zehs oder zeigt sich am Knie, dem Sprung-, Mittelfuß-, Hand- oder Fingergelenk. Charakteristisch für Arthritis sind geschwollene oder gerötete Gelenke, die sich außerdem heiß anfühlen können. Arthritische Beschwerden treten sowohl bei Belastungen als auch in Ruhe auf. Im Gegensatz zu Arthrose, die sich nur unter Belastung bemerkbar macht.

Osteoporose, auch Knochenschwund genannt, ist eine Skelett-Erkrankung. Aufgrund des im Alter niedrigeren Mineralsalzgehaltes in den Knochen, verlieren sie an Stärke und brechen leichter. Osteoporose verläuft schleichend. Sie zeigt sich meist, wenn kleine Verletzungen oder alltägliche Belastungen zu Knochenbrüchen führen. Der wohl bekannteste Ausdruck dafür ist der Oberschenkelhalsbruch oder der sogenannte Rundrücken.

Ciao Schmerzen! Hilfe und Therapie

Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen oder generelle Schmerzen sind weder eine unabwendbare Tatsache noch ein Urteil zur Bewegungslosigkeit. Zahlreiche Therapien lindern die Schmerzen wirksam. Mit einer gesunden Lebensweise, einer bewussten Ernährung, viel Sport und Bewegung verringern Sie die Beschwerden zusätzlich oder sorgen sogar dafür, dass sie gar nicht erst entstehen.

Eine der wichtigsten Therapien bei Gelenkschmerzen in den Wechseljahren ist die Hormonersatztherapie (HRT). Das Interessante: Sie bietet zufällig die Möglichkeit einer Diagnose. Denn bringt eine Gabe der fehlenden Hormone eine deutliche Linderung der Gelenkschmerzen, ist das ein eindeutiger Hinweis auf die hormonelle Ursache der Beschwerden. Dennoch muss Ihr Arzt vor Einleitung einer Hormonersatztherapie andere Ursachen ausschließen.

Ein anderer Vorteil der HRT ist ihr präventiver Zusatznutzen. Sie senkt das Risiko von Osteoporose oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich. Viele Studien belegen die positiven Effekte einer Östrogen-Einnahme auf die Knochendichte und damit verbunden eine geringere Anzahl von Knochenbrüchen. Es konnte gezeigt werden, dass durch eine Östrogen-Gestagen-Behandlung über eine Dauer von durchschnittlich 5,6 Jahren das Risiko von Knochenbrüchen um 24 Prozent gesenkt werden konnte. Schon sehr geringe Mengen an Östrogen bringen die positive Wirkung.

Ergebnis der WHI-Studie: weniger Knochenbrüche (Frakturen) bei Anwendung einer Östrogen-Gestagen-Kombinationstherapie im Vergleich zur Placebo-Einnahme

24%

geringeres
Fraktur­risiko

33%

weniger
Hüft­frakturen

35%

weniger
Wirbel­frakturen

Hormonersatztherapien gibt es in Form von Pflastern, Spray, Gel oder Tabletten. Die Dosen stimmt der Arzt nach einer sorgfältigen Anamnese und Abwägung des Ja-oder-Nein individuell auf Sie ab.

Auch entzündungshemmende Wirkstoffe aus dem Bereich der Pflanzenheilkunde können bei Gelenk- und Muskelschmerzen in den Wechseljahren helfen, ebenso wie homöopathische Mittel. Zu den wichtigsten Heilkräutern zählen Teufelskrallenwurzel, Arnika, Brennnessel oder Beinwell. Zudem verschaffen die kühlenden Eigenschaften von Pfefferminz- oder Rosmarinöl oftmals Linderung. Ist das schmerzende Gelenk nicht entzündet und nicht geschwollen, hilft auch Wärme, die die verspannten Muskeln zusätzlich lockert. Bringen Sie für die Behandlung mit den sogenannten sanften Therapien ausreichend Geduld mit.

Vor allem aber benötigt das erkrankte oder geplagte Gelenk Ruhe – allein dadurch lassen sich die Schmerzen ausschalten oder lindern. Außerdem hilft Bewegung ohne Belastung wie beispielsweise Schwimmen oder Fahrradfahren in niedrigen Gängen. Krankengymnastik, physikalische Therapie mit Wärme und Kälte oder Elektro- und Ergotherapie kräftigen die Muskulatur und verbessern die Beweglichkeit.

Gelenkschmerzen und Muskelschmerzen: mobil und vital durch die Wechseljahre

Fahrradfahren, die Muskeln beim Pilates strecken, joggen, Äpfel im Garten aufsammeln, mit Kindern oder dem Hund toben, ja selbst die Einkaufstaschen tragen – je unbeschwerter sich all diese Aktivitäten anfühlen, desto besser.

Tragen Sie selbst dazu bei, dass Sie bis ins hohe Alter fit und von Gelenk- oder Muskelschmerzen in den Wechseljahren verschont bleiben. Die wichtigsten Quellen dafür: gelenkfreundliche Bewegung, Bewegung, Bewegung und eine gesunde Ernährung.

Treiben Sie Sport, so viel Sie können. Am besten eignen sich gelenkschonende Sportarten wie Nordic Walking, Fahrradfahren, Muskelaufbau- und Krafttraining oder Wassersport (Kraul- und Brustschwimmen). Gehen Sie spazieren, auch wenn es regnet. Nehmen Sie die Treppe, statt Aufzug oder Rolltreppe. Platzieren Sie Gymnastik- oder Rückenübungen fest in Ihrem Alltag. Laufen Sie eine oder zwei Haltestellen, statt zu fahren.

In Sachen Ernährung gilt: viel Gemüse, Vitamine, Mineralstoffe und nur gelegentlich ein Steak. Denn fettreiche tierische Lebensmittel wie Fleisch oder Wurst, aber auch Butter und Sahne können Beschwerden in den Gelenken zusätzlich befeuern, da tierische Fette entzündungsfördernde Enzyme aktivieren. Außerdem wichtig sind Kalzium, Omega-3-Fettsäuren und ein ausgewogenes Eisen- oder Vitamin-D-Level. Hoch im Kurs steht außerdem das Gewürz Kurkuma wegen seiner entzündungshemmenden Stoffe.

Achten Sie außerdem auf:

  • eine bewusste Lebensführung
  • wenig Stress
  • eine freundliche Haltung zum eigenen Körper und zu seelischen Bedürfnissen
  • Ihr Gewicht und vermeiden Sie Übergewicht
  • warme Kleidung im Herbst und Winter
  • genug Ausgleich bei Bürojobs oder langem Sitzen

Sich uneingeschränkt und ohne Schmerzen bewegen zu können, zählt unbestritten zu den angenehmen Seiten des Lebens. Bewegung und starke Muskeln sind das A und O für Lebensfreude und Mobilität bis ins hohe Alter.

Mythos oder Fakt?

„Die Hormonersatztherapie schützt vor Osteoporose, dem Knochenschwund.“

Das ist ein Fakt. Durch eine Behandlung mit Östrogenen allein oder in Kombination mit Gestagenen wird das Risiko für Knochenbrüche gesenkt. Die Hormonersatztherapie (engl.: Hormone Replacement Therapy = HRT) ist zur Vorbeugung einer Osteoporose zugelassen, wenn andere Arzneimittel nicht geeignet sind.

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Geprüft von:
Martina Ehmen
[Medical Advisor]
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