Anwendungsformen
und Präparate
der Hormonersatz-
therapie

Maßgeschneiderte Behandlung mit einer Hormonersatztherapie

Eine Hormonersatztherapie erfolgt patientenindividuell: Abhängig von Ihren Beschwerden und zusätzlichen Aspekten wie Alter, Lebensstil und Vorerkrankungen kann Ihnen Ihr behandelnder Frauenarzt bzw. Ihre behandelnde Frauenärztin ein optimal zugeschnittenes Medikament in passender Dosierung und Applikationsform empfehlen. Vor der Entscheidung für eine Hormonersatztherapie erfolgt eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung.

Haben Sie mit einer Hormonersatztherapie begonnen, werden Wirksamkeit und eventuell auftretende Nebenwirkungen regelmäßig in der gynäkologischen Praxis kontrolliert. Falls notwendig, können bei Bedarf Dosierung oder das Medikament flexibel angepasst werden.

Bereits vor Ihrem Arztbesuch kann unser Online-Tool Meno-Check hilfreich sein. Es unterstützt Sie, indem vorab relevante Fragen gestellt werden, die beim Arztgespräch wichtig sein können.

Hormone – individuelle Wege der Darreichung

Im Verlauf der Wechseljahre nimmt die Hormonproduktion in den Eierstöcken über mehrere Jahre hinweg kontinuierlich ab und kommt mit Eintritt der Menopause (der letzten Regelblutung) ganz zum Erliegen. Infolgedessen liegen dann deutlich niedrigere Östrogenkonzentrationen im Körper vor, was zu verschiedenen Östrogenmangel-bedingten Beschwerden führen kann. Ziel einer Hormonersatztherapie ist es, Hormone von außen zuzuführen, um die Hormonmangel-bedingten Symptome zu lindern. Dafür stehen diverse Applikationsformen, auch Darreichungsformen genannt, zur Verfügung. Welche Art der Applikation für Sie die Richtige ist, hängt neben persönlichen Vorlieben und Bedürfnissen vor allem von Ihrem Risikoprofil ab. Liegt zum Beispiel ein erhöhtes Thromboserisiko vor, wählt man eine Anwendungsform aus, welche dieses Risiko nicht noch zusätzlich erhöht.

Die orale Einnahme von Hormonen

Die Einnahme eines Medikamentes in Form einer Tablette oder Kapsel bezeichnet man als orale (über den Mund, d. h. zum Schlucken) Aufnahme. Die Hormonersatztherapie steht schon lange als orale Form zur Verfügung. Die Hormone gelangen dabei über den Magen-Darm-Trakt und die Leber an ihren Bestimmungsort. In der Leber wird ein Teil der Hormone allerdings direkt verstoffwechselt, d. h. abgebaut, sodass höhere Dosierungen verabreicht werden müssen, damit eine ausreichende Menge der gewünschten Wirkstoffe in den Blutkreislauf gelangen.

Anwendungsmöglichkeiten von Hormonersatzpräparaten

Oral

  • Tablette
  • Kapsel
  • tägliche Einnahme
  • diskrete Anwendung

Aufnahme durch Magen-Darm-Trakt

Transdermal

  • Gel
  • Spray
  • individuelle Dosierung
  • nicht sichtbare Anwendung

Umgehung von Magen-Darm-Trakt und der Leber

Transdermal

  • Pflaster
  • ein- bis zweimal pro Woche wechseln

Umgehung von Magen-Darm-Trakt und der Leber

Vaginal

  • Creme
  • Ovula
  • lokale Behandlung von Beschwerden im Scheiden­bereich

Umgehung von Magen-Darm-Trakt und der Leber

Aufnahme durch Magen-Darm-Trakt

Umgehung von Magen-Darm-Trakt und der Leber

Anwendung über die Haut – Transdermale Hormontherapie

Bei der transdermalen Anwendung umgehen die Hormone den Magen-Darm-Trakt und die Leber und gelangen direkt über die Haut in die Blutbahn. Nach oraler Gabe wird durch die Hormone in der Leber die Bildung von Gerinnungsfaktoren gefördert. Aus diesem Grund kann die transdermale Anwendung insbesondere für Frauen mit einem erhöhten Risiko für Thrombosen oder auch anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine Möglichkeit sein. Im Gegensatz zur oralen Therapie wird das Thromboserisiko bei einer transdermalen Anwendung nicht erhöht.

Auch wenn die tägliche Hormondosis im Vergleich zur oralen Anwendung ähnlich erscheint (z. B. zwischen 0,75 und 2 mg Estradiol), so wird der Körper bei einer transdermalen Anwendung tatsächlich niedrigeren Hormondosierungen ausgesetzt als bei einer Hormongabe in Tablettenform. Denn von der applizierten Hormonmenge gelangt nur ein kleiner Anteil (abhängig vom Präparat, zum Beispiel ca. fünf Prozent) in den Körper. Somit nimmt der Körper bei der transdermalen Anwendung eine deutlich niedrigere Hormonmenge auf als bei der oralen Anwendung. Infolgedessen ist auch das Risiko für das Auftreten unerwünschter Nebenwirkungen geringer.

Generell ist „langsam anfangen“ die Devise: Begonnen wird eine Hormonersatztherapie zumeist mit einer niedrigen Östrogendosis. Da nicht nur Wirksamkeit, sondern auch eventuelle Nebenwirkungen von der Dosierung abhängen, wird die minimal notwendige Menge an Hormon zur Verbesserung der Beschwerden eingesetzt.

Es gibt verschiedene Formen der transdermalen Anwendung, hierzu zählen Gel, Spray und Pflaster.

Lokale HRT – Behandlung unmittelbar im Bereich der Beschwerden

Treten die Beschwerden überwiegend lokal auf, dies kann sich z. B. durch Scheidentrockenheit äußern, kann man die Hormonersatztherapie auch nur in den betroffenen Körperbereichen anwenden. Dies kann beispielsweise durch östrogenhaltige Cremes, Vaginaltabletten oder auch Ovula (Vaginalzäpfchen) erfolgen.

Welche Anwendungsform passt zu mir?

Bei einer Behandlung mit Östrogenen kommen alle drei Darreichungsformen infrage – oral, transdermal und lokal bzw. vaginal. Die Gabe von Gestagenen dagegen erfolgt hingegen üblicherweise oral, also in Kapsel- oder Tablettenform. Die Einnahme eines Gestagens, zum Beispiel natürlichem Progesteron, ist wichtig, weil es ein übermäßiges Wachstum der Gebärmutterschleimhaut infolge der Östrogengabe verhindert. So kann die Gebärmutter vor Blutungen, Wucherungen und Tumorbildungen geschützt werden. Grundsätzlich gilt: Die ideale Anwendungsform lindert die belastenden Symptome bei minimal notwendiger Hormondosis. Die Behandlung sollte für Sie einfach in der Anwendung sein und gut vertragen werden, um die Einnahmebereitschaft dauerhaft zu gewährleisten.

Anwendungsschemata einer Hormonersatztherapie

Behandlungsschemata einer Hormonersatztherapie (HRT)

Abhängig von Alter, Befund und Ihren persönlichen Bedürfnissen wählt Ihr Frauenarzt oder Ihre Frauenärztin das passende Anwendungsschema für die Hormonersatztherapie aus. Gängige Varianten sind:

  • eine zyklische Kombinationstherapie
    • über 21 Tage (mit Pause) oder
    • über 28 Tage
  • eine kontinuierlich kombinierte Therapie
  • eine Östrogen-Monotherapie, sofern Sie keine Gebärmutter mehr haben

Zyklische Östrogen-Gestagen-Kombinationstherapie

Bei der zyklischen Kombinationstherapie gelten 4 Wochen (28 Tage) als ein Behandlungszyklus. Bei der Therapie über 21 Tage folgt auf eine dreiwöchige (21 Tage) Östrogenbehandlung eine Woche Pause – also ein ähnliches Therapieschema, wie Sie es eventuell bereits von oralen Kontrazeptiva (Mikropille = kombinierte Pille aus einem Östrogen und Gestagen) kennen.

Das zusätzlich verordnete Gestagen wird dabei auch entsprechend dem natürlichen Zyklus nicht für die gesamten vier Wochen, sondern nur für 12 bis 14 Tage pro Zyklus angewendet und anschließend wie das Östrogen für 7 Tage unterbrochen. Diese Art der Hormonersatztherapie imitiert den natürlichen Zyklus. Das bedeutet auch, dass es in der Therapiepause üblicherweise zu Abbruchblutungen kommt. Während der Unterbrechung können allerdings auch die Wechseljahresbeschwerden wieder auftreten. Das etwas komplexe Anwendungsschema kann es manchmal schwierig machen, eine korrekte Einnahme zu gewährleisten.

Häufiger als eine zyklische Kombinationstherapie über 21 Tage wird die zyklische Kombinationstherapie über 28 Tage angewendet. Dabei wird das Östrogen durchgehend für den gesamten Behandlungszyklus von vier Wochen angewendet – die östrogenfreie Pause entfällt. Die zusätzliche Gestagengabe für 12 bis 14 Tage pro Zyklus, zum Schutz der Gebärmutterschleimhaut, bleibt unverändert.

Die zyklische Kombinationstherapie eignet sich vor allem für jüngere Frauen, bei denen die Wechseljahre gerade erst beginnen (in der sogenannten Perimenopause). In dieser Phase produzieren die Eierstöcke zwar noch Hormone, die Anzahl an Eisprüngen nimmt jedoch ab und der Zyklus ist unregelmäßig, was typischerweise zu Blutungsstörungen führt.

Kontinuierliche Kombinationstherapie führt zu Blutungsfreiheit

Gibt es auch die Möglichkeit, die Therapie ohne Pause und entsprechende Blutungen durchzuführen? Ja. Alternativ zur zyklischen Behandlungsform kann bei einer Hormonersatztherapie auch eine durchgehende Einnahme bzw. Anwendung beider Hormone sinnvoll sein. Bei dieser kontinuierlichen Anwendung wird das Östrogen ununterbrochen in konstanter Dosis verabreicht. Gleiches gilt für das Gestagen. Dieses Therapieschema vereinfacht eine korrekte Anwendung und eignet sich zum Beispiel zur längerfristigen Therapie bzw. im Anschluss an die zyklische Kombinationstherapie. Allerdings sollte die Frau dann bereits postmenopausal sein, d. h. die letzte Regelblutung (Menopause) sollte also mindestens ein Jahr zurückliegen. Da bei dieser Variante die Hormone kontinuierlich ohne Pause angewendet werden, kommt es normalerweise zur Blutungsfreiheit.

Östrogen-Monotherapie

Eine Hormonersatztherapie, bei der nur ein Östrogen angewendet wird, eignet sich für Frauen, denen die Gebärmutter entfernt wurde. Sie erfolgt in der Regel als kontinuierliche Therapie. Eine zusätzliche Gestagengabe zum Schutz der Gebärmutterschleimhaut ist in diesem Falle nicht notwendig.

Die Hormonersatztherapie in verschiedenen Phasen der Wechseljahre

Frauen mit Gebärmutter, die am Anfang der Wechseljahre stehen (Beginn der Perimenopause) und noch einen unregelmäßigen Zyklus haben, wird oft zunächst eine zyklische Kombinationstherapie über 21 Tage empfohlen (21-tägige Östrogengabe, die in den jeweils letzten 12 bis 14 Tagen durch eine sequenzielle Gestagengabe ergänzt wird). Diese zyklisch kombinierte Therapie ahmt den natürlichen Zyklus nach und beugt Gebärmutterschleimhautkrebs vor. Während der 7-tägigen Therapiepausen jedes Behandlungszyklus kommt es zu vorhersehbaren Abbruchblutungen. Somit werden auch ggf. vorhandene Blutungsstörungen reguliert.

Im weiteren Verlauf der Perimenopause, also den eigentlichen Wechseljahren, wird das Östrogen häufig kontinuierlich verabreicht, damit es in den „Östrogen-Pausen“ (östrogenfreien Intervallen) nicht zu einem Wiederaufflammen der Wechseljahresbeschwerden kommt. In der zweiten Zyklushälfte wird das Östrogen zum Schutz der Gebärmutter durch ein Gestagen, z. B. natürlichem Progesteron, ergänzt. Durch die zusätzliche Gestagengabe können auch hier Blutungsstörungen reguliert werden. Nach der Gestagenanwendung kommt es jeweils zu einer Abbruchblutung.

Bei der kontinuierlich kombinierten Therapie werden sowohl das Östrogen als auch das Gestagen durchgehend ohne Pause verabreicht. Sie ist für Frauen mit Gebärmutter geeignet, deren letzte Menstruation (Menopause) bereits mehr als 12 Monate zurückliegt. Diese Frauen sind dann in der sogenannten Postmenopause.

Welche Hormone kommen bei einer HRT zum Einsatz?

Östrogen ist der Sammelbegriff für folgende weibliche Sexualhormone:

  • Estron
  • Estradiol
  • Estriol

Östrogene werden zwar in geringen Mengen auch von Männern gebildet, gelten gemeinhin aber als Schlüssel zur Weiblichkeit: Sie sind am weiblichen Zyklus, der Reifung von Eizellen und an der Fruchtbarkeit beteiligt. Nehmen die körpereigenen Östrogene im Zuge der Wechseljahre dann ab, kann es zu Wechseljahresbeschwerden kommen. Als Ersatz für die fehlenden Östrogene wird dann häufig ein Estradiol-haltiges Medikament eingesetzt, da Estradiol die im Blut vorherrschende Form der Östrogene ist. Es handelt sich also um eine Form des Östrogens, die mit dem köpereigenen Hormon identisch ist.

Die Östrogensubstitution – „Fehlendes ersetzen“

Werden Östrogene als Medikament zur Linderung hormonell bedingter Beschwerden eingesetzt, spricht man auch von Östrogensubstitution. Der Begriff Substitution leitet sich von dem lateinischen Wort für „ersetzen“ ab.

Alternativ eingesetzt wird ein Medikament mit synthetisch (künstlich) hergestellten Östrogenen oder sogenannten konjugierten equinen (latein: Equus = das Pferd) Östrogenen, also Stutenhormonen. Letztere sind ein Gemisch unterschiedlicher östrogener Substanzen und werden aus dem Urin trächtiger Stuten gewonnen. Konjugierte Stutenöstrogene wurden und werden in Europa kaum zur Hormonersatztherapie eingesetzt, sie waren hingegen in den USA eine gängige Östrogenvariante.

Last, but not least: Auch das etwas schwächer wirkende Östriol kann bei einer Hormonersatztherapie zum Einsatz kommen, um Symptome wie Scheidentrockenheit oder Blasenentzündungen zu behandeln. Das Hormon wird in der Regel unmittelbar am Ort der Beschwerden, also lokal, eingesetzt.

Was sind natur- oder bioidentische Hormone?

Eine sogenannte naturidentische oder bioidentische Hormonersatztherapie mit Estradiol soll Risiken verringern, die unter der klassischen Hormonersatztherapie in früheren Studien (z. B. in der WHI-Studie) beobachtet wurden. Hierzu zählen unter anderem Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems und Thrombosen.

Alle östrogenhaltigen Präparate, die systemisch verabreicht werden, haben eins gemein: Sie können Hitzewallungen und Schweißausbrüche merklich reduzieren. Andere Wechseljahresbeschwerden wie Scheidentrockenheit und Schlafstörungen können ebenfalls effektiv gelindert werden. Ein weiterer Vorteil der Östrogenbehandlung ist unter anderem die Vorbeugung von Osteoporose und damit verbundener Frakturen.

Ergänzende Behandlung mit Gestagen

Warum brauche ich noch ein zweites Präparat? Zusätzlich zum Östrogen wird Frauen zum Schutz ihrer Gebärmutter ein Gestagen verschrieben. Durch das Östrogen wird die Schleimhaut der Gebärmutter zum Wachstum angeregt. Dies ist ein normaler Prozess, der in jedem weiblichen Zyklus vorher abgelaufen ist. Durch das Gestagen wird ein übermäßiges Wachstum der Gebärmutterschleimhaut verhindert.5 Dies ist nötig, da ein verstärktes Wachstum der Gebärmutterschleimhaut zu Blutungen oder sogar, im ungünstigsten Fall, zu Gebärmutterschleimhautkrebs führen kann. Die Gestagenbehandlung erfolgt entweder mit synthetischen Gestagenen oder mit natürlichem Progesteron.

Wann und warum wird bei Frauen die Gebärmutter entfernt?
Eine Gebärmutterentfernung, auch Hysterektomie genannt, gehört in Deutschland zu den häufigsten Operationen bei Frauen. Gründe für diesen Eingriff können beispielsweise eine Krebserkrankung, gutartige Tumore der Gebärmutter (Myome) oder auch wiederkehrende Endometrioseherde sein. Für diese Patientinnen entfällt bei einer Hormonersatztherapie die zusätzliche Gabe von Gestagen.

Naturidentisches, oder auch bioidentisches Progesteron wirkt wie das körpereigene Progesteron (Gelbkörperhormon). Ein Vorteil von bioidentischem Progesteron ist zum Beispiel, dass es als stoffwechselneutral gilt und keinen negativen Effekt auf die Blutfettwerte zeigt. Natürliches Progesteron zeigt außerdem in Beobachtungsstudien eine niedrigere Erhöhung des Brustkrebsrisikos als synthetische Gestagene.

Geprüft von:
Martina Ehmen
[Medical Advisor]
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