Herzrasen in den Wechseljahren

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Das Herz rast und der Puls beschleunigt sich blitzartig. In den Wechseljahren leiden viele Frauen unter Herzrasen, Herzstolpern oder hohem Puls. Ärzte vermuten die gewaltigen hormonellen Umstellungen hinter diesem typischen Wechseljahressymptom. Lesen Sie, wann Sie starkes Herzklopfen ernst nehmen sollten, was Herzrasen mit Hitzewallungen zu tun hat und wie Sie Ihr Herz in den Wechseljahren stärken können.

Herzrasen: ein Symptom der Wechseljahre

Tagsüber bei der Arbeit, beim Einkaufen oder sogar in Ruhe auf dem Sofa: plötzlich beschleunigt der Puls von Null auf Hundert und das Herz überschlägt sich. Herzrasen und hoher Puls können Anzeichen für die Wechseljahre sein. Wie auch andere Wechseljahresbeschwerden treten Herzrasen (Tachykardie) oder starkes Herzklopfen nur gelegentlich auf und auch nicht jede Frau ist betroffen.

Die Wechseljahre verlaufen über mehrere Phasen – in jeder Phase dominieren andere Hormone und damit unterscheiden sich die Symptome und Intensität der Beschwerden wie starke Blutungen, unregelmäßiger Zyklus, Stimmungsschwankungen, Gelenkschmerzen oder Hitzewallungen nicht nur von Frau zu Frau sondern auch von Phase zu Phase.

Herzrasen oder Herzklopfen in den Wechseljahren sind typisch zu Beginn (Perimenopause) oder am Ende der Wechseljahre (Postmenopause).

Welcher Puls ist normal?

Der Puls verrät, mit welcher Geschwindigkeit das Herz Blut durch unseren Körper pumpt. Normal für Erwachsene ist ein Ruhepuls zwischen 60 und 80 Schlägen pro Minute. Bei älteren Kindern und Jugendlichen sind es zwischen 80 und 100 Schläge pro Minute und bei Kleinkindern zwischen 100 und 120 Schläge pro Minute. Der Puls wird im Sitzen oder Liegen, also in Ruhe gemessen – daher der Begriff „Ruhepuls“. Wissenschaftlich „genormt“ ist der Puls pro Minute. Die einfachste Methode, den Puls ohne großartiges Gerät festzustellen, ist die Messung an der Arterie des inneren Handgelenks. Einfach zwei oder drei Finger unterhalb des Daumenballens platzieren und 30 Sekunden lang die fühlbaren Schläge zählen. Das Ergebnis mal zwei ergibt den Puls pro Minute. Der Puls kann je nach Wetter oder Tageszeit, aber auch abhängig vom Geschlecht schwanken und beschleunigt natürlich bei sportlicher Aktivität oder Aufregung. Aktive Sportler haben häufig einen niedrigeren Ruhepuls. Ein Ruhepuls von über 100 bei Erwachsenen sollte immer von einem Arzt abgeklärt werden.

Gehen Sie mit einem hohen Puls, starkem Herzrasen, Herzklopfen oder Herzstolpern zu Ihrem Hausarzt, Internisten oder Kardiologen. Über eine passende Diagnostik können die Beschwerden differenziert und Krankheiten wie Herzrhythmusstörungen ausgeschlossen werden, so dass Sie beruhigt sein können.

Wenn Sie die Wechseljahre als Ursache für das Herzrasen im Verdacht haben, helfen die detaillierten Fragen in unserem Menocheck für eine gute Vorbereitung auf den Arzttermin. Oder Sie nutzen die Checkliste bei Herzrasen der Deutschen Herzstiftung.

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Herzrasen & Hitzewallungen

Herzrasen oder Herzklopfen tritt in den Wechseljahren häufig in Verbindung mit Hitzewallungen auf – vor allem nachts. 40 Prozent der Frauen im Alter zwischen 45 und 54 Jahren leiden unter Herzbeschwerden. Dabei ist das starke Herzrasen meist eine Begleitung der Hitzewallung. Die medizinische Forschung vermutet hinter den Schweißausbrüchen der Wechseljahre eine Fehlfunktion des vegetativen Nervensystems aufgrund der gewaltigen Umstellung von Östrogen und Progesteron. Denn neben ihrer wichtigsten Funktion als Sexualhormone haben Östrogen und Progesteron zusätzlich Nebenjobs als Botenstoffe.

Dank ihrer Kapriolen weiß das Gehirn nicht, wie es „richtig“ reagieren soll, es will sich anpassen, löst aber unglücklicherweise eine fehlerhafte Aktion aus, indem es Wärme abgeben möchte und die Blutgefäße weitet. Damit verteilen sich schlagartig größere Mengen Blut im Körper und der Blutdruck steigt. Die unangenehme Folge für viele Frauen: ein mächtiger Hitzeschub und Herzrasen.

Circa 75 Prozent aller Frauen ärgern sich in den Wechseljahren mit Hitzewallungen herum – besonders typisch ist die sogenannte fliegende Hitze zum Beginn der Postmenopause mit circa 52 Jahren.

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Hoher Puls in den Wechseljahren: das Ungleichgewicht der Hormone

Vor den Wechseljahren leiden Frauen seltener als Männer an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Der Grund: ihr ausgezeichneter Vorrat an Östrogen und Progesteron. Beide Hormone schützen vor den sogenannten kardiovaskulären Erkrankungen, unter anderem durch ihren günstigen Einfluss auf die Blutfette. Nach der Menopause steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen auch für Frauen stark an. Ein hoher Blutdruck schleicht sich meist unbemerkt ein, belastet aber auf Dauer Herz und Blutgefäße. Messen Sie daher regelmäßig Ihren Blutdruck und informieren Sie sich über die empfohlenen Werte. Eine gute Orientierung bietet eine Blutdrucktabelle, zum Beispiel in dem Patientenleitfaden der Deutschen Hochdruckliga e.V. Optimal ist der Blutdruck, wenn der obere Wert (systolischer Wert) unter 120 mmHg liegt und der untere (diastolischer Wert) kleiner als 80 mmHg ist. Aber auch ein oberer Wert zwischen 120 und 129 mmHg und ein unterer Wert zwischen 80 und 84 mmHg können noch als normal angesehen werden.

Hoher Puls, Herzrasen oder Herzklopfen in den Wechseljahren sind häufig ein Symptom der immensen hormonellen Umstellungen, die sich über Jahre und über verschiedene Wechseljahresphasen hinziehen.

Mit Ausnahmen beginnen die Wechseljahre ab ungefähr Mitte 40 und läuten damit das Ende der Prämenopause ein. Die Prämenopause stellt die gesamte fruchtbare Zeit vor dem Beginn der Wechseljahre dar. Mit einer allmählich nachlassenden Gestagen-Produktion stimmt uns der Körper auf den Abschied von der Zeit der Fruchtbarkeit ein. Typische Beschwerden der Prämenopause sind Zyklusschwankungen und veränderte Blutungen. Auch hoher Puls und Herzklopfen sind charakteristisch für die endende Prämenopause.

Auf die Prämenopause folgt die Perimenopause. Jetzt sinkt zusätzlich auch das Östrogenlevel und einige Frauen klagen besonders über Stimmungsschwankungen, Schweißausbrüche oder Schlafstörungen.

Kurz vor dem Ende der Perimenopause tritt die Menopause auf, im Alter zwischen 50 und 52 Jahren – hier nähern sich die Hormonkonzentrationen von Östrogen und Progesteron an einer Art Tiefpunkt wieder an. Als Menopause bezeichnen Mediziner den Zeitpunkt der letzten Periode. Mit der Postmenopause enden langsam die Wechseljahre und die Hormone harmonisieren sich auf einem neuen, sehr niedrigen Level.

Andere Ursachen für Herzrasen, übermäßiges Herzklopfen oder Herzstolpern können koronare Krankheiten, eine Schilddrüsenüberfunktion, ein Schockzustand nach schweren Verletzungen, Anämie, Panikattacken, Nebenwirkungen von Medikamenten, Drogen oder zu viel Alkohol sein. Lassen Sie Ihre Symptome immer von einem Internisten oder Kardiologen abklären.

Herzstolpern

Der Ausdruck Herzstolpern beschreibt zusätzliche Herzschläge. Der medizinische Fachbegriff für die außerplanmäßigen Herzschläge lautet: „Extrasystolen“. Für das Phänomen des Herzstolperns verwenden Ärzte den Begriff „Palpitation“. Herzstolpern macht sich als kräftiger Schlag in der Brust bemerkbar. Hierbei gerät das Herz für einen Moment aus dem Takt. Manchmal lösen starke Gefühle Herzstolpern aus, aber auch zu viel Kaffee, Tabak oder Alkohol, genetische Dispositionen, ein Vitamin-B12-Mangel oder Krankheiten wie eine Schilddrüsenunterfunktion können Gründe für Herzstolpern sein.

Therapie & Prävention bei Herzklopfen in den Wechseljahren

Gehen Sie bei starkem Herzklopfen, diffusem Herzrasen oder Herzstolpern unbedingt zu einem Kardiologen oder Internisten. Nicht immer stecken ernste Ursachen dahinter, dennoch ist mit Herzensangelegenheiten nicht zu spaßen und kardiologische Beschwerden sollten immer ärztlich abgeklärt werden. Eine exakte Diagnose ist die Voraussetzung für eine wirksame Therapie und sie dient außerdem der psychischen Beruhigung.

Hervorzuheben im Zusammenhang mit der Therapie von Herzbeschwerden in den Wechseljahren sind die antiarrhythmischen Eigenschaften von Magnesium und Kalium. Anders ausgedrückt: Magnesium wirkt günstig auf den Herzrhythmus und damit gegen Herzrhythmusstörungen. Auch Kalium ist an einem gesunden Herzen beteiligt. So kann ein Kalium-Mangel Herzstolpern oder Herzrhythmusstörungen auslösen. Außerdem haben Magnesium und Kalium positive Effekte auf essenzielle Zell- und Nervenfunktionen.

Mit einer gesunden Ernährung sorgen Sie für ausreichend Magnesium oder Kalium in Ihrem Blut. Effektive Kalium-Lieferanten sind Bananen, Kartoffeln oder Trockenobst. Viel Magnesium liefern Walnüsse, Mandeln, Vollkornprodukte, Naturreis oder dunkle Schokolade. Aufgepasst mit Nahrungsergänzungsmitteln. Besprechen Sie die Einnahme immer mit einem Arzt, denn ebenso wie ein Mangel kann auch eine Überversorgung gesundheitliche Probleme auslösen.

Auch eine Hormonersatztherapie (HRT) kann bei starken Wechseljahresbeschwerden wie Herzrasen oder Hitzewallungen helfen. Die Substitution mit bioidentischen Hormonen wirkt wie ein Diplomat auf das Zusammenspiel von Östrogenen und Gestagenen. So erlöst die Hormonersatztherapie in Form von Tabletten, Gels, Spray, Pflaster oder Salben viele Frauen in den Wechseljahren von ihren Beschwerden. Die Präparate unterscheiden sich auch hinsichtlich der Hormon-Konzentrationen und lassen sich daher individuell dosieren.

Bei Herzrasen oder hohem Puls in den Wechseljahren ohne körperliche Ursachen schwören einige Frauen auf eine Therapie mit Heilpflanzen wie Weißdorn oder mit homöopathischen Mitteln. Baldrian oder Traubensilberkerze wirken gegen Nervosität und Unruhe.

Vermeiden Sie außerdem:

  • Nikotin
  • Alkohol
  • Zu viel Kaffee oder Koffein
  • Stress
  • Übermüdung durch zu wenig Schlaf

Herzrasen in den Wechseljahren: ruhig und stark durch die Wechseljahre

Herzschutz und -stärkung sollten jedem Menschen in jedem Alter sprichwörtlich am Herzen liegen. In der Zeit um die Wechseljahre gewinnt die „Fürsorge“ für das Herz noch einmal neue Bedeutung. Einmal als Widerstand gegen natürliche Alterungsprozesse und um die nachlassende Schutzwirkung der abnehmenden Hormonkonzentrationen aufzufangen.

Die Zauberformel der Prävention von Herzbeschwerden lautet: Sport plus gesunde Ernährung plus so wenig Stress wie möglich. Aktiver Sport mindestens zweimal die Woche schützt das Herz auf lange Sicht. Alles was darüber hinaus geht, verstärkt die positiven Effekte zusätzlich – Sie steigern Ihre Fitness, unterstützen Stoffwechselproduktionen, stärken die Muskelkraft und vermeiden Übergewicht. Wählen Sie gelenkschonende Sportarten wie Fahrradfahren, Nordic Walking oder Schwimmen. Wenn Sie gerne joggen, dann nur mit gut dämpfenden Schuhen.

Tipp: Schrittzähler, Fitnesstracker und Pulsmesser übernehmen nicht nur sinnvolle Kontrollfunktionen der Herzarbeit, sie spornen außerdem an. Bauen Sie weiterhin Spaziergänge und Bewegung in Ihren Alltag ein – wo immer es möglich ist.

Neben zu wenig Bewegung und Übergewicht, gelten weiterhin Stress oder dauernde Anspannung als wahre Herzkiller. Nicht umsonst lautet das Sprichwort „Das geht an die Substanz.“ Vermeiden Sie zu viel Druck oder negative Belastungen – sowohl im privaten Umfeld als auch im Job. Sorgen Sie nach anstrengenden, aufreibenden Phasen, die sich nicht immer vermeiden lassen, für genug Erholung. Zu den wirksamsten Entspannungstechniken zählen Yoga, autogenes Training oder progressive Muskelentspannung. Achten Sie auch auf ausreichend Schlaf.

Neben genügend Entspannung, einer ausgeglichenen und aktiven Lebensweise können die Hormonersatztherapie, pflanzliche Heilmittel oder Kneipp-Wechselbäder starkes Herzrasen in den Wechseljahren, vor allem im Zusammenhang mit Hitzewallungen, lindern.

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Geprüft von:
Martina Ehmen
[Medical Advisor]
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