Fruchtbarkeit und Verhütung in den Wechseljahren

Fruchtbarkeit und Verhütung in den Wechseljahren

Erste Hinweise für den Beginn der Wechseljahre sind unregelmäßige oder veränderte Monatszyklen, sowie Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen. Unregelmäßige Zyklen oder prinzipiell das Einsetzen der Wechseljahre bedeutet aber nicht zwingend, dass Sie nicht mehr fruchtbar sind.

Aufgrund der reduzierten Bildung von Eizellen sinkt zwar die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft ab dem Alter von 35–40 Jahren stark ab, dennoch ist eine Schwangerschaft in diesem Alter möglich. Erst mit der Menopause, das heißt bei dem Ausbleiben der letzten Regelblutung mehr als 1 Jahr, hat die fruchtbare Phase im Leben einer Frau das Ende erreicht. Spontane Schwangerschaften ohne hormonelle Unterstützung bei Frauen, die weit über 50 sind, sind extrem selten. Die Chance bei regelmäßigem Geschlechtsverkehr innerhalb eines Jahres schwanger zu werden, liegt bei 10–20 % für Frauen im Alter von 40–44 und eher bei 12 % mit 45–49 Jahren.1

Wenn Sie unsicher sind, ob die Wechseljahre begonnen haben und ob eine Verhütung noch notwendig ist, sollten Sie sich für eine Untersuchung an Ihre Frauenärztin oder Ihren Frauenarzt wenden.

Die Messung der Hormonspiegel im Blut, etwa des Follikel-stimulierenden Hormons (FSH), kann einen Hinweis darauf geben, inwiefern eine Schwangerschaft noch möglich ist. Das in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) gebildete FSH bewirkt die Reifung der Follikel. Normalerweise liegt der Wert zwischen 5 und 20 IE/ml (IE: Internationale Einheiten). In diesem Bereich sollte in jedem Fall noch verhütet werden, wenn eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden soll. Liegt der Wert über 30 IE/ml spricht dies für ein geringes Risiko noch schwanger zu werden – ausgeschlossen werden kann eine Schwangerschaft allerdings nicht.1 Blutbestimmungen sind nur Momentaufnahmen, die gerade in den Wechseljahren starken Schwankungen unterliegen können.

Neben FSH wird häufig auch das Anti-Müller-Hormon (AMH) als potentieller Marker für die Fruchtbarkeit angegeben. Für eine routinemäßige Abschätzung der Schwangerschaftschancen in höherem Alter ist es allerdings nicht geeignet.

Ebenso kann eine Ultraschalluntersuchung in diesem Zusammenhang sinnvoll sein. Hierüber lässt sich auch abschätzen, wie es um die sogenannte ovarielle Reserve steht. Dabei wird ermittelt, wie viele herangereifte Eibläschen sich noch in den Eierstöcken befinden. Je geringer die Anzahl, desto kleiner ist auch die Fruchtbarkeit und die Chance einer Schwangerschaft. Diese Ultraschall-Untersuchungen sind jedoch keine Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung und müssen deshalb selbst bezahlt werden.

Letztlich ist es aber für den Gynäkologen schwer, eine mögliche Empfängnis auszuschließen. Eine allgemeine Regel lautet: Bei Frauen im Alter von über 50 Jahren ist eine Verhütung für die Dauer von 1 Jahr nach der letzten Regelblutung notwendig. Frauen unter 50 sollten hingegen noch bis 2 Jahre nach der Menopause verhüten.1

Um in den Wechseljahren sicher eine Schwangerschaft zu vermeiden, muss bei jedem Sex verhütet werden, solange die Menopause noch nicht eingetreten ist. Je nach individuellen Vorstellungen und Bedürfnissen sind bei der Wahl des richtigen Verhütungsmittels neben der Sicherheit auch der Komfort und die Verträglichkeit von Bedeutung.

Beim Gebrauch hormoneller Verhütungsmethoden wie der Pille oder des Hormonrings sollte an das mit dem Lebensalter steigende Risiko für Thrombosen gedacht werden. Die Verwendung von hormonellen Verhütungsmitteln kann das Risiko für Thrombosen und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Bei Präparaten, die sich aus einem Östrogen und einem Gestagen zusammensetzen (sogenannte „kombinierte hormonelle Kontrazeptiva“), scheint dieses Risiko jedoch von der Höhe der Östrogendosis abhängig zu sein. Für reine Gestagen-Monopräparate ohne ein Östrogen (sogenannte „Minipillen“, mit Levonorgestrel oder Desogestrel) ist kein erhöhtes Risiko für Thrombosen beobachtet worden.

Frauen, die nicht übergewichtig sind, nicht unter Bluthochdruck, einem erhöhten Cholesterinspiegel oder Migräne leiden, nicht rauchen und in der Familie keine Fälle von Herzinfarkten, Thrombosen oder Schlaganfällen haben, können kombinierte hormonelle Verhütungsmittel einsetzen. Dies trifft allerdings nur auf etwa 20 % der über 40-jährigen Frauen zu. Dennoch profitieren diese von vielen Vorteilen. Die Einnahme kombinierter hormoneller Verhütungsmittel bringt neben der sicheren Empfängnisverhütung eine Verbesserung der Blutungsstörungen oder Zyklusunregelmäßigkeiten sowie vasomotorischen Beschwerden (Hitzewallungen und Schweißausbrüche) mit sich. Auch der Erhalt der Knochendichte sowie die Senkung des Risikos für Eierstock-, Gebärmutterschleimhaut- und Dickdarmkrebs sind mit der Einnahme assoziiert.

Außer der Pille bieten sich Spiralen oder Hormonspiralen bei Frauen über 30 Jahren mit abgeschlossener Familienplanung an. Insbesondere wenn Sie die Pille aufgrund der genannten Risikofaktoren nicht nehmen dürfen, macht es Sinn, über diese Möglichkeit nachzudenken.

Die Hormonspirale gibt lokal ein synthetisches Gestagen in die Gebärmutterhöhle ab. Vorteil dabei ist, dass der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) stark vermindert wird und die monatliche Blutung dadurch schwächer sowie weniger schmerzhaft wird. Zudem kann gerade bei beginnenden Wechseljahresbeschwerden zusätzlich ein Östrogen im Rahmen einer Hormonersatztherapie (HRT) verwendet werden, ohne gleichzeitig ein Gestagen nehmen zu müssen, da der Schutz der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) bereits durch den Wirkstoff der Spirale gewährleistet ist. Eine behördliche Zulassung zur Anwendung zum Endometriumschutz bei einer HRT hat die Hormonspirale allerdings nicht.

Prinzipiell ist auch eine Sterilisation möglich. Es muss allerdings bedacht werden, dass es sich hierbei um eine Operation handelt, die immer gewisse Risiken birgt. Außerdem sollte man sich bewusst sein, dass der Eingriff nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.

Für die bestmöglichste Wahl des Verhütungsmittels sprechen Sie mit Ihrem Frauenarzt oder Ihrer Frauenärztin.

Mythos oder Fakt?

„In den Wechseljahren muss nicht mehr verhütet werden.“

Das ist ein Mythos. Mit Beginn der Wechseljahre ist der Eizellvorrat der Frau fast erschöpft. Aber eben nur fast. Solange Sie noch Ihre Blutungen bekommen, auch wenn sie unregelmäßig sind, können Sie auch noch schwanger werden.

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1 Faculty of Sexual & Reproductive Healthcare (FSRH) (2017). Guideline: Contraception for Women Aged Over 40 Years. https://www.fsrh.org/standards-and-guidance/documents/fsrh-guidance-contraception-for-women-aged-over-40-years-2017/.

 

 

Geprüft von:
Martina Ehmen
[Medical Advisor]
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