Wie läuft eine
Hormonersatztherapie ab?

Der individuelle Behandlungsplan

Eine Lösung für alle? Die gibt es bei der Hormonersatztherapie (engl.: Hormone Replacement Therapy = HRT) nicht. Ergeben Beratung und Untersuchung bei der Frauenärztin oder beim Frauenarzt, dass der Ausgleich fehlender Hormone durch eine HRT aus medizinischer Sicht sinnvoll wäre, erstellt Ihr Arzt oder Ihre Ärztin einen individuellen Behandlungsplan.

Basis für diesen auf Sie zugeschnittenen Behandlungs„fahr“plan ist eine ausführliche Untersuchung und Einschätzung des vorliegenden Beschwerdebildes. Welche Symptome belasten Sie am meisten und wie stark sind diese ausgeprägt? Darüber hinaus spielen eigene und familiäre Vorerkrankungen eine Rolle bei der Wahl der optimalen Therapieform.

Um Ärztinnen bzw. Ärzten und Patientinnen die Entscheidung für die individuell passende Hormonersatztherapie zu erleichtern, haben die deutschen, österreichischen und schweizerischen Fachgesellschaften für Gynäkologie und Geburtshilfe den aktuellen Stand gesicherter wissenschaftlicher Daten in der Leitlinie „Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen“ zusammengefasst.

Die vollständige Leitlinie finden Sie hier frei zugänglich.

Was sind Leitlinien in der Medizin?

Eine Leitlinie fasst den aktuellen medizinischen Forschungsstand für eine bestimmte Erkrankung oder ein Beschwerdebild und ihre Behandlung zusammen. Sie wird von Fachleuten erstellt und regelmäßig auf Aktualität überprüft. In einer Leitlinie zusammengefasste Empfehlungen sind also eine Schlussfolgerung aus den neuesten wissenschaftlichen Studien. Leitlinien entsprechen damit einem qualitativ hohen Standard.

Untersuchungen vor einer Hormonersatztherapie

Schweißausbrüche und schlaflose Nächte – viele Frauen fühlen sich dadurch im Alltag belastet. Sie müssen Wechseljahresbeschwerden jedoch nicht als gegeben hinnehmen. Im Fall von starken Einschränkungen der Lebensqualität kann ein persönliches Beratungsgespräch bei einer Frauenärztin oder einem Frauenarzt sehr hilfreich sein. Gemeinsam können Sie alle Möglichkeiten zur Linderung der Beschwerden durch eine wirksame Therapie und eventuelle Anpassungen der Lebensgewohnheiten besprechen.

Schlüssel zu jeder Diagnose – die Anamnese

Der Begriff Anamnese leitet sich aus dem griechischen Wort für „Erinnerung“ ab und beschreibt das gezielte Erfragen der Beschwerden und der medizinischen Vorgeschichte durch den Arzt oder die Ärztin. Er oder sie kann so wichtige Hinweise und Informationen gewinnen, die sowohl für die Diagnose als auch für die anschließende Behandlung wichtig sein können.

Vor der Entscheidung für oder gegen eine Hormonersatztherapie erfragt die Ärztin oder der Arzt während der Anamnese die Art und das Ausmaß der Wechseljahresbeschwerden. Treten Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlafstörungen, Niedergeschlagenheit, Stimmungsschwankungen auf? Liegen andere Beschwerden z. B. der Gelenke, oder aber auch Ängste, sexuelle Probleme und Zyklusveränderungen vor?

All diese Anzeichen werden häufig im Zusammenhang mit dem Beginn der hormonellen Umstellung beobachtet, wobei ihre Häufigkeit und Dauer stark schwanken können. Auch müssen nicht zwangsläufig alle Symptome gleichzeitig auftreten.

Ebenfalls wichtig für den behandelnden Arzt oder die behandelnde Ärztin ist Ihre eigene und familiäre Krankengeschichte. Dies hilft, eventuelle gesundheitliche Probleme oder erbliche Vorbelastungen festzustellen und einordnen zu können. Darüber hinaus erkundigt er bzw. sie sich nach persönlichen Lebensstilfaktoren. Hierzu zählen Fragen wie

  • Rauchen Sie?
  • Konsumieren Sie regelmäßig Alkohol?
  • Wie ernähren Sie sich überwiegend?
  • Treiben Sie Sport?

Meno-Check

Bei der Vorbereitung auf den Arztbesuch kann unser Online-Tool Meno-Check hilfreich sein. Es unterstützt Patientinnen, indem vorab relevante Fragen gestellt werden, die beim Arztgespräch wichtig sein können.

Ist der individuelle Leidensdruck der Wechseljahresbeschwerden so hoch, dass er für eine mögliche Hormonersatztherapie spricht, steht Ihnen Ihre Frauenärztin oder Ihr Frauenarzt beratend zur Seite und erläutert Ihnen die möglichen Behandlungsoptionen.

Bevor die Hormonersatztherapie begonnen werden kann, wird Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Sie körperlich sowie gynäkologisch untersuchen. Ihr Blutdruck wird gemessen und der Body-Mass-Index (BMI) anhand von Größe und Gewicht bestimmt. Die Brust sowie die äußeren und inneren Genitalien werden abgetastet. Zusätzlich wird ein Krebsabstrich entnommen und in aller Regel auch eine Ultraschalluntersuchung der Gebärmutter und der Eierstöcke durchgeführt.

Wechseljahre in sehr frühem Alter?

Manchmal treten Beschwerden, die eigentlich als typisch für die Wechseljahre gelten, auch schon sehr früh auf. Ein möglicher Hinweis auf vorzeitige Wechseljahre? Von vorzeitigen Wechseljahren sprechen Expertinnen und Experten, wenn diese bereits vor dem 40. Lebensjahr auftreten. Im Falle von Frauen, die zwischen 40 und 45 Jahre alt sind und wechseljahrestypische Beschwerden schildern, die auf eine hormonelle Veränderung hindeuten, wird eine ausführliche Eigen- und Familienanamnese erhoben. Zudem wird der Spiegel des follikelstimulierenden Hormons (FSH) im Blut gemessen. Gleiches gilt für Frauen unter 40, bei denen der Verdacht auf vorzeitige Wechseljahre vorliegt. Durch diese Laboruntersuchung kann die Frauenärztin bzw. der Frauenarzt feststellen, ob die Symptome durch den Eintritt der Wechseljahre hervorgerufen werden oder ob die Ursachen woanders liegen.

Wechseljahre oder Schilddrüse?

Nicht immer lassen sich die Beschwerden zweifelsfrei den Wechseljahren zuschreiben. Auch Schilddrüsenerkrankungen treten bei Frauen über 40 häufiger auf und können sich mit ähnlichen Symptomen bemerkbar machen. Um eine Schilddrüsenfunktionsstörung von Wechseljahresbeschwerden zu unterscheiden, werden spezifische Schilddrüsenhormone (TSH, fT3 und fT4) bestimmt.

Abhängig von der Patientinnengeschichte und etwaigen weiteren Beschwerden können weitere Blutwerte Aufschluss über den Stoffwechsel und den sonstigen Gesundheitszustand der Patientin geben. Darüber hinaus kann auch eine Analyse des Urins erfolgen.

Vorbeugende Untersuchungen

Bei Verdacht auf bestimmte Krankheiten sind eventuell zusätzliche spezielle Untersuchungen notwendig: zum Beispiel kann eine Knochendichtemessung Hinweise darauf geben, ob ein erhöhtes Risiko für Osteoporose vorliegt. Zum Ausschluss bestimmter Krebserkrankungen wird die Frauenärztin bzw. der Frauenarzt Früherkennungsuntersuchungen empfehlen, wie beispielsweise eine Mammographie zur Brustkrebsvorsorge. Ebenso sollte generell das Thromboserisiko vor Beginn einer Behandlung überprüft werden.

Nutzen-Risiko-Abwägung

Basierend auf allen Untersuchungsergebnissen erfolgt als nächstes durch Ärztin bzw. Arzt und Patientin eine gemeinsame Nutzen-Risiko-Abwägung der therapeutischen Möglichkeiten. Damit wird sichergestellt, dass in Ihrer Situation eine Therapie mehr Vor- als Nachteile verspricht. Grundsätzlich gilt darüber hinaus für eine Hormonersatztherapie:

Während der individuell erforderlichen Behandlungsdauer wird die niedrigste Dosis gewählt, die zur Linderung Ihrer Beschwerden notwendig ist.

Verlaufskontrollen während der Hormonersatztherapie

Während der Hormonersatztherapie wird in regelmäßigen Abständen kontrolliert, ob sich das Beschwerdebild verbessert hat. Zu Beginn der Hormonersatztherapie wird zunächst nach etwa drei Monaten geprüft, wie Sie mit der Behandlung zurechtkommen und ob Anpassungen erforderlich sind. Anschließend erfolgen jährliche Kontrolluntersuchungen bei Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt.

Übliche Kontrolltermine

  • 3 Monate nach Therapiebeginn
  • 12 Monate nach Therapiebeginn, danach jährlich

Wichtig zu wissen: Auch nach Eintritt der letzten Regelblutung (Menopause) und eventuellem Beginn einer Hormonersatztherapie sollten Sie weiterhin einen jährlichen Vorsorgetermin bei Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt vereinbaren.

Flexible Dosisanpassung an Ihre Bedürfnisse

Jede Patientin empfindet anders – daher kann der wahrgenommene Wirkeintritt einer Hormonersatztherapie sehr individuell sein und variiert von wenigen Tagen bis zu mehreren Wochen. Um herauszufinden, ob die Hormondosis für Sie passt, sollten Sie Ihrer Frauenärztin bzw. Ihrem Frauenarzt im Rahmen der regelmäßigen Termine mitteilen, inwiefern die Wechseljahresbeschwerden zurückgegangen sind und ob Sie mit der Behandlung zufrieden sind. Da viele Präparate mit unterschiedlichen Wirkstoffzusammensetzungen und Dosierungen zur Verfügung stehen, kann die Therapie gegebenenfalls flexibel angepasst werden. Zudem gibt es verschiedene Applikationsformen. Neben Tabletten werden auch transdermale Präparate (z. B. Gel, Pflaster, Spray), die über die Haut angewendet werden, eingesetzt. Bei transdermalen Gelen oder Sprays kann die Dosis besonders einfach, individuell und in kleinen Dosisschritten angepasst werden.

Wie lange sollte ich Hormone anwenden?

Wie die Wechseljahre selbst, so ist auch die Therapie der Beschwerden meist zeitlich begrenzt. Eine allgemeingültige Empfehlung über die optimale Dauer einer Hormonersatztherapie gibt es allerdings nicht. Eine Hormonersatztherapie über einen Zeitraum von bis zu 5 Jahre gilt als risikoarm. Nach 3 bis 5 Jahren kann ein langsames „Ausschleichen“ der Medikamente in Erwägung gezogen werden. Dafür wird die Dosis beispielsweise über einen Zeitraum von etwa 2 bis 3 Monaten langsam gesenkt. Treten dann wieder Beschwerden auf, kann die Hormonersatztherapie auch weiter fortgeführt werden.

Bedeutet „keine Beschwerden mehr“, dass die Therapie abgesetzt werden kann? Besser nicht! Nicht selten lässt die Bereitschaft zur regelmäßigen Medikamentenanwendung nach der ersten Besserung der Symptome deutlich nach. Dies kann jedoch dazu führen, dass bei Ihnen die klimakterischen Beschwerden zurückkehren. Auch geht die Schutzwirkung für z. B. die Knochen mit Absetzen der HRT verloren. Ein Absetzen der Hormone sollte daher nicht ohne ärztliche Rücksprache erfolgen.

Was bedeutet eigentlich Adhärenz?

Eine regelmäßige Einnahme bzw. Anwendung der verordneten Medikamente, die sogenannte Adhärenz oder „Therapietreue“, ist trotz und gerade bei guter Befindlichkeit wichtig, um langfristig von der Hormonersatztherapie zu profitieren.

Sollten Nebenwirkungen für Sie der Grund für einen Behandlungsabbruch sein, sprechen Sie vorher mit Ihrer Frauenärztin bzw. Ihrem Frauenarzt. Sie bzw. er kann die Therapie Ihrer individuellen Situation anpassen. Unter Umständen ist eine andere Dosierung oder Anwendungsform besser geeignet, um die Symptome bei guter Verträglichkeit zuverlässig zu lindern.

Geprüft von:
Martina Ehmen
[Medical Advisor]
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Die Wechseljahre sind für viele Frauen mit Veränderungen verbunden. Regelmäßige medizinische Untersuchungen sind in diesem Lebensabschnitt besonders wichtig. Unsere Checkliste bereitet Sie optimal auf Ihren Arzttermin vor.

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